Wir leben in einer Welt, in der wir Zugang zu so viel Informationen haben wie niemals zuvor. Wenn wir nur die richtigen Suchbegriffe eingeben, steht uns eine ganze Welt von Wissen zur Verfügung, für all das was uns interessiert.

Wenn wir uns in den sozialen Medien bewegen, finden wir alles – für uns vorsortiert nach Algorithmen – die uns nur teilweise bekannt, größtenteils aber völlig unbekannt sind und die unseren Blick auf die Welt bestätigen. Und wir werden überhäuft mit Informationen, die uns möglichst lange am Bildschirm fesseln. Fesseln ein starker Begriff und so meine ich es auch. Denn je länger wir am Bildschirm festkleben, desto interessanter sind wir für facebook und die Betreiber anderer Plattformen.

Ich will die sozialen Medien nicht verteufeln, ich nutze sie ja auch und finde die Chance, die wir durch sie haben, einzigartig. Und doch bin ich auch skeptisch.

 

Heute morgen habe ich den Satz gehört: „Vergleichen ist des Glückes Tod“. Den Satz kannte ich bis dahin nicht und er hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich stehe ja für das Thema Glück. Das Glück zu finden, das uns umgibt. Und den Fokus darauf zu richten glücklich zu sein. Wenn ich mich aber durch die unterschiedlichen Gruppen und Posts durchklicke, fange ich ganz automatisch an mich zu vergleichen.

Dann denke ich: schau mal, es gibt ganz offensichtlich Menschen, die mehr verdienen und das in kürzerer Zeit. Überhaupt scheinen ganz viele Menschen offensichtlich verstanden zu haben, wie etwas geht … wie Mensch erfolgreich ist… was man wissen sollte… wie etwas funktioniert … was ich noch unbedingt lernen sollte … was richtig ist …und was auf keinen Fall so gesagt werden sollte.

Und dann stelle ich fest, meine Zeit ist wie im Fluge vergangen und ich habe irgendwie mein eigenes Leben damit verbracht, das von anderen Menschen zu verfolgen. Menschen, die ich wirklich schätze, aber auch von Menschen, die mich nur mit einer guten Überschrift gekriegt haben und mit denen mich nichts verbindet. Was ich aber ganz sicher nicht getan habe, ist mich mit mir zu verbinden und ganz bei mir zu sein. Ganz bei mir bin ich tatsächlich oft in offline Beziehungen.

Wenn ich durch den Wald gehe, mich mit Freunden und meiner Familie treffe oder die Medien ganz bewusst nutze, um mit den Menschen zu kommunizieren mit denen ich mich wirklich beschäftigen will. Und auch wenn ich dankbar bin für die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu sein die ganz woanders wohnen, merke ich, dass mir zu viel Computerzeit nicht gut tut. Ich merke, wie meine Aufmerksamkeitsspanne kürzer wird, ich doch anfange mich klein und unfähig zu fühlen oder einfach überfordert bin von der Anzahl der interessanten Angebote. Glücklich bin ich dann meistens nicht.

 

Glück ist ein fragiles Gut. Es braucht Aufmerksamkeit, Bewusstsein und Zeit. Glück finde ich, wenn ich mit mir und der Außenwelt in Kontakt komme. Wenn ich raus gehe, mich mit Menschen treffe, die Wolken betrachte, mit mir alleine bin und mir Gedanken mache. Wenn ich die sozialen Medien als Arbeitsplatz nutze und den Kreis der Menschen, mit denen ich in Kontakt stehe, sehr bewusst wähle.

Ich merke ich bin oft überfordert und habe ein wenig das Wissen verloren, dass ich die Freiheit der Entscheidung habe. Und auch das Vertrauen, dass das, was wirklich wichtig für mich ist, mich erreichen wird. Ohne dass ich mich extra darum bemühen muss.

Das Wissen, dass das neue „normal“ nicht unbedingt normal ist. Und dass ich jeden Tag und jede Stunde die Entscheidung treffen darf, womit ich mich beschäftige und wann und wie oft ich sichtbar sein will. Und zwar auf die Art und Weise wie sie zu meinem Leben passt. Das ja offline stattfindet und nur partiell online.

Und das darf für mich das neue Lernfeld sein, in mich hinein zu spüren und mich und meine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Will ich wirklich mehr Input? Brauche ich noch mehr Einsicht in das Leben der anderen Menschen?

Oder habe ich eigentlich schon längst genug und befinde mich nur noch in der Abhängigkeit? Bin ich noch in meinem Leben und dient das, was ich tue meinem Leben oder verfolge ich nur das der anderen, ohne dass ich wirklich in Kontakt mit ihnen bin.

Spannende Fragen, ich werde weiter achtsam sein, ob das was ich tue mich glücklich macht oder nicht.

Was denkt ihr?